Spiti Valley – ein Tal im Himalayagebirge

Was für westliche Europäer und ein Großteil der Erdbevölkerung selbstverständlich ist, ist für die Einwohner des Spiti Tals im indischen Bezirk Himachal Pradesch undenkbar. Zugang zu einer lückenlosen Schulbildung, konstante Stromversorgung und fließendes Wasser auch während der Wintermonate uvm. gestalten das Leben der Talbewohner als besonders schwierig. Aber auch die kulturelle Entwicklung stagnierte, als das Tal durch eine Einreisebeschränkung durch China von der restlichen Welt fast gänzlich isoliert wurde. Um sich ein besseres Bild von der vorherrschenden Situation machen zu können, laden wir euch dazu ein mehr über das “Land in der Mitte”(Übersetzung für “Spiti”) zu erfahren.

Gebiet der “Extreme”

Spiti Valley liegt am nördlichen Rand des indischen Bezirks Himachal Pradesh. Die verschneiten Gipfel des Himalaya Gebietes trennen das, zwischen Steilhängen eingebettete, Tal von Indien, Ladhak und West-Tibet. Auf 3.800m Höhe gleicht die Umwelt einer Steinwüste. Seltene Regenfälle und harte Winter machen eine Landwirtschaft nur nach der Schneeschmelze, in der kurzen Phase bis zum ersten Schneefall, möglich. Die Winterzeit dauert durchschnittlich 8 Monate. Bei bis zu -40° Außentemperatur werden Aufenthalte im Freien zur physischen Herausforderung.

  • Das Spiti Tal liegt auf 3.800m. Das höchste Dorf Europas, Juf in der Schweiz, liegt im Vergleich auf 2.126m
  • Eigentlich liegt die Spiti Gegend in einer Gletscherzone. Aufgrund der einmaligen Lage, der seltenen Regenfälle und der intensiven Sonneneinstrahlung, hat die Gegend jedoch Eigenschaft einer Steppe bzw. einer Halbwüste.
  • Bereits ab 2.500m hat der durchschnittliche Europäer erste Erscheinungen der Höhenkrankheit(AMS = Acute Mountain Sickness). Erste Symptome äußern sich durch Schwindel, Übelkeit und Herzrasen. In den schlimmsten Fällen kann es zu Herz- und Lungenödemen führen. Die Menschen in der Himalaya Gegend haben sich den Gegebenheiten angepasst. Sie verfügen über ein “Höhengen”

Schwierige Verhältnisse für die Landwirtschaft

Fruchtbarer Boden ist rar und es fällt kaum Regen. Im Jahr 2013 waren es knapp 170mm. Dank des durch Gletscherschmelzwasser gespeisten Spiti Flusses, können Kuhls(Wasserkanäle) in die Felder abgeleitet werden. Geerntet werden überwiegend Gerste und Erbsen. 1960 startete das Amt für Landwirtschaft in Himachala Pradesh ein Förderprogramm zum Anbau von unterschiedlichsten Pflanzenkulturen. Darunter die Vitamin C reichen orangefarbenen Sanddornbeeren. In den niedrig gelegenen Dörfern wachsen vereinzelt auch Pfirsichbäume. Um andere Lebensmittel in das entlegene Tal zu liefern, müssen die Einwohner hohe Transportkosten in Kauf nehmen. Im Winter, wenn die Straßen durch die Schneemaßen unbefahrbar werden, bricht die Versorgung völlig ab.
“Bio” ist übrigens so gut wie Alles, da die Bauern auf Pestizide verzichten. Zudem werden Lebensmittel, sofern sie den Markt überhaupt erreichen, als Premium eingestuft.

Während ihres ersten Aufenthaltes in der Himachala Pradesh Gegend, durften die Mitglieder der Tibethilfe Niederösterreich, Raffael Sterkl und Gerlinde Dombrowski, ein Gartenbauprojekt im wesentlich tiefer gelegenen (auf ca. 1472m) Tashi Jong indizieren, um die autarke Selbstversorgung zu fördern.

Kultur, Tradition und Glauben

Obwohl der buddhistische Glauben grundsätzlich aus Indien kommt wird er in Spiti noch in seiner ursprünglichsten Form, wie man ihn früher nur noch in Tibet finden konnte, praktiziert. Viele einheimischen haben ihre Wurzeln in Tibet, dass sie gezwungen waren zu verlassen, als China 1959 das Land assimilierte. Damals floh ein großer Teil der Tibeter, unter Einsatz ihres Lebens, über die steilen Bergpässe, um der Diktatur der Chinesen zu entfliehen, ihre Kultur und Traditionen zu bewahren.

  • Die Bevölkerung Spitis besteht überwiegend aus Spiti Both und Gatti Halbnomaden
  • Spiti Valley ist mit seinen vielen Klöstern, wie dem Kye-Kloster und das Tabo-Kloster, ein Zentrum des buddhistischen Glaubens
  • Im Zeitraum von 1959 bis 1992 wurde die Einreise durch China beschränkt und spaltete das Tal nicht nur von Tibet, sondern auch von Indien ab. Die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung stand in dieser Zeit still.
  • Neben dem buddhistischen Glauben nimmt auch der Tanz einen hohen Stellenwert im Leben der Spiti Leute ein.
  • Die traditionelle Küche ist schlicht und reich an regionalen Gemüse.
  • Buddhistische “rlung rta” zu Deutsch auch “Windpferd” nennen sich die bunten Flaggen und beliebten Fotomotive dieser Region. Diese Gebetsflaggen werden bis zur vollständigen Verwitterung dem Wind und Wetter ausgesetzt, um die Gebete so in den Himmel zu transportieren.

Das buddhistische Oberhaupt, der Dalai Lama Tenzin Gyatso, lebt seit seiner Flucht aus Tibet ebenfalls im Verwaltungsbezirk Himachal Pradesh. Sein derzeitiger Wohnsitz liegt in der Stadt Dharamsala, nur ca. 160km Luftlinie von Spiti entfernt.

Die Lage bessert sich

Seit der Öffnung der Talgrenzen im Jahr 1992 hält der ökonomische und gesellschaftliche Fortschritt langsam Einzug. Die existierenden (staatlichen) Einrichtungen boten zu diesem Zeitpunkt zwar Ausbildungen an, jedoch auf einem sehr niedrigen Bildungslevel. Kein junger Spiti, der die staatliche Schule besucht hatte, hatte jemals den Zugang zu einer höheren Bildungsanstalt erhalten. Außerdem mussten sich die armen Familien entscheiden, wenn sie auf die Schule schickten. Schulbildung war teuer und bedeutete auch immer ein Verlust einer Arbeitskraft. Daher entschied man sich für die Jungen, da sie, als gereifter Mann, gesellschaftlich einen höheren Rang einnehmen. Im Jahr 1993 sollte sich die Lage, dank der vor Ort ansässigen Non Profit Organisation Rinchen Zangpo Society, wesentlich bessern. Damals starteten sie mit siebzehn Schülern aus Spiti und organisierten einen Unterricht im Dorf Yol. Es folgten Unterkünfte für die Kinder, die zum Teil lange Strecken zur Schule zurücklegen mussten. Bald konnten auch erste Bauprojekte verwirklicht werden.

Dank zahlreicher Unterstützer wie der Tibetfreunde Schweiz  und mit Hilfe der Tibethilfe Niederösterreich steht seit August 2015 die Solar Passiv Residantial School for Girls am Fuße des Kye Klosters. Um den Kindern eine lückenlose Ausbildung zu ermöglichen ist bereits eine High School in Planung.

Mehr Informationen über laufende Projekte findest du unter anderem in unseren News